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Urlaub

Buchholz

Pastor Marcus Buchholz ist seit seinem 8. Lebensjahr begeisterter Windsurfer.

 

 

Ein Retter in der Not – im Urlaub oder zu Hause


Da habe ich mich überschätzt: An diesem zweiten Urlaubstag auf Fuerteventura. Der Wind bläst mit sechs Windstärken aus Nordosten. Die Wellen des Atlantiks sind zwei, drei Meter hoch. Optimale Bedingungen, denke ich. Und meine Leidenschaft fürs Windsurfen lebt in mir auf.

Seitdem ich acht Jahre alt bin, surfe ich. Mein Vater hat´s mir beigebracht. Eine echte Leidenschaft während meiner Jugend, meines Studiums in Hamburg und jetzt hier auf dem Steinhuder Meer. An diesem zweiten Urlaubstag wollte ich wieder in den Wellen toben. Also habe ich mir ein Surfbrett mit Segel ausgeliehen.

Am Strand sind viele Schaulustige um den Einheimischen bei Ihren Saltos, Halsen und spektakulären Sprüngen zuzuschauen. Ich bin voller Tatendrang und kämpfe mich mit Brett und Segel durch die hohe Dünung, die sich immer wieder brechenden Wellen. Nach einigen Minuten schaffe ich es endlich, auf mein Brett zu steigen, und fahre aufs Meer hinaus, die Wellen rauf und runter. Bis eine Böe mich vom Brett reißt. Die Naturgewalten schlagen über mich ein: Eine Welle nach der anderen. Der Wind peitscht die See auf.

Einige Meter entfernt sehe ich mein Brett: „Falls Du nicht mehr kannst, halte Dich einfach an deinem Brett fest. Es trägt dich durch die Brandung wieder an den Strand“,sagte der Leiter der Surfstation noch am Strand zu mir. An diese entscheidenden Worte erinnere ich mich. Unter großer Anstrengung kraule ich zu meinem Surfbrett und klammer mich daran fest. Die Luft wird knapp, ich schlucke zu viel Wasser. Ich denke an meine Familie und klammere mich noch fester an mein Surfbrett. Am Himmel zieht eine Gewitterfront auf. Der Wind nimmt noch mehr zu. Ich bekomme Panik. Dann beginne ich wie es die Buddhisten tun, ein Mantra zu wiederholen: Das Vater Unser. Dieses uralte Gebet der Christenheit, es hilft, es lenkt mich ab in dieser Situation.

Nach etwa 30 Minuten hat mich das Surfbrett samt Segel an den Strand gespült. Weitere 30 Minuten liege ich am Strand und erhole mich. Der zweite Urlaubstag. In der Ferienwohnung begrüßen meine Frau und mein kleiner Sohn mich herzlich: „Na, schön gesurft? Dann können wir ja jetzt kochen.“ Beim Anblick meines Sohnes Jacob kommt mir sein Taufspruch in den Kopf: „Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst deine Hand über mir“ aus dem 139. Psalm. Was wir für unseren Sohn bei der Taufe mit diesem Spruch ausdrücken wollten, ist mir an diesem Nachmittag widerfahren: Nicht in jeder Situation seines Lebens können wir als Eltern ihm beschützend zur Seite stehen. Wir vertrauen auf die gute Hand Gottes, wenn es darauf ankommt.

Jede und jeder unter uns trifft viele Sicherheitsmaßnahmen in seinem Leben, damit uns oder unseren Nächsten nichts zustößt. Wir schließen Versicherungen ab, vertrauen in den Polizeistab unserer Stadt, verriegeln unsere Häuser und Wohnungen, kaufen Autos mir Airbags und Seitenaufprallschutz. Doch es wird immer eine Sicherheitslücke geben in unserem Leben; eine Seite, die wir nicht ausfüllen können. In unserem Urlaub habe ich diese Sicherheitslücke am eigenen Leib gespürt. Und gleichzeitig die beschützende Nähe Gottes, seine gute Hand.
Darum segne Gott Sie alle mit seiner Güte und Gnade, dass Sie stets in den Sicherheitslücken des Lebens seine gute Hand erleben – ob im anstehenden Sommerurlaub oder hier zu Hause.

Ihr Pastor Marcus Buchholz, Liebfrauenkirche


 
 
 
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